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Αποσπερίζουμε

Aktualisiert: 29. März

Danke für die Nachfragen: Ja. Tatsächlich. Wir übernachten nach wie vor meistens auf unserem Grundstück. In unserem Zelt, manchmal auch schon in einem der Bungalows.

Richtig fertig gestellt ist zwar bislang kein Bungalow, aber in den meisten Häusern sind die Böden für die Fußbodenheizung eingezogen. Wenn man da Pappe darüber legt, dann eine Iso-Matte auf die Pappe, eine Matratze auf die Iso-Matte auf der Pappe und schließlich einen Schlafsack auf die Matratze auf der Iso-Matte auf der Pappe, dann geht das schon ganz gut mit dem Schlafen, wobei wir ja die meiste Zeit ohnehin gar nicht richtig tief schlafen dürfen, sondern auf die Baustelle aufpassen müssen. Die Nächte sind dieses Jahr immer noch recht kalt bei uns im Süden von Kreta, damit sind wir gar nicht einverstanden, aber immerhin konnten wir die Abende vor dem Zelt und hinter einem kleinen Feuerchen verbringen, wenn es nicht zu sehr stürmte.

Manchmal unternehmen wir am Abend auch noch kleine Spaziergänge bis in das Nachbardorf Sivas, trinken noch etwas, essen etwas, bevor wir wieder unsere Nachtwache antreten.


Als wir am letzten Freitag am Abend im Dunkeln unterwegs sind auf dem Fußweg nach Sivas, entdecken wir von einer kleinen Anhöhe aus, dass sich ein schwach beleuchtetes Auto unserer „Kleinen Welt“ nicht nur nähert, sondern vor der Photovoltaik-Anlage langsamer fährt, dann ganz anhält, schließlich sogar wendet und langsam an der Grundstücksgrenze vorbeifährt. Beobachten wir da möglicherweise einen der potentiellen Diebe von Solarmodulen beim Auskundschaften, vor denen uns manche unserer Bauarbeiter gewarnt haben? Wird da tatsächlich gleich jemand mit dem Abbau der Photovoltaik-Anlage beginnen? Müssen wir von Ferne dabei zusehen, wie sich die zukünftige Energieversorgung unserer „Kleinen Welt“ sozusagen verflüchtigt? - Natürlich machen wir uns unverzüglich auf den Rückweg, um uns gegebenenfalls Energiedieben in den Weg zu stellen, aber da läutet schon Madeleines Telefon, Iannis meldet sich, Iannis sucht uns nämlich, er ist gerade vor der Photovoltaik-Anlage in seinem Auto und möchte wissen, ob wir denn nicht auf der Baustelle sind, er wolle mit uns ein bisschen feiern. Iannis! Iannis, einer der beiden υδραυλικός, der Klempner! Als wir wenig später wieder auf unserem Grundstück ankommen, ist inzwischen auch Michalis, der andere Klempner angekommen. Uns ist es etwas peinlich, dass wir ausgerechnet! an diesem Abend!! kaum etwas!!! zum Essen und Trinken anbieten können, aber ohnehin haben die beiden sozusagen schon den Tisch gedeckt: Auf einer umgedrehten großen, hölzernen Kabelrolle schälen und schnipseln sie mitgebrachtes Gemüse in kleine, handliche Stücke: Es gibt Gurken, Tomaten, Artischocken, alles wird mit selbstgeerntetem Meersalz bestreut – und natürlich gibt es auch Raki dazu. Αποσπερίζουμε, erklärt uns Iannis, wir machen das, was man tut, wenn die Sonne untergeht, man nach Arbeitsschluss gemütlich mit Freunden zusammen ist, isst und trinkt, was einem die Natur gibt. Es ist gerade sehr gemütlich bei uns, trotz der Kälte, und wir sitzen lange zusammen, prächtig beleuchtet auch von der Lampe, die Michalis vorsorglich mitgebracht und in einen Olivenbaum gehängt hat – die beiden haben an alles gedacht. Natürlich gibt es im Hintergrund aus Iannis’ Handy kretische Musik, und wir sind mächtig stolz, dass wir wieder zumindest einige der Lieder mitsingen können. Iannis sagt uns sogar Μαντινάδες, traditionelle kleine kretische Reimverse auf, ich finde, das ist dann schon höhere Kunst, die richtig zu verstehen, geschweige denn zu behalten, aber wir bekommen die auch gleich erklärt. Madeleine ist schon sehr gut nicht nur im Verständnis, sondern überhaupt auch in der griechischen Kommunikation, und Iannis findet, mein Griechisch könnte nun allmählich mal besser sein, und das finde ich ja auch. Aber auch so verstehen wir uns schon prächtig, finde ich.

Mitternacht ist nicht weit entfernt, als sich unsere beiden Klempner wieder auf den Weg machen, Iannis lässt uns neben Μυζήθρα, einem kretischen Käse, die Wasserflasche da, in der der Rest von seinem selbstgebrannten Raki ist, schreibt sicherheitshalber auch noch "RAKI" darauf, damit wir in der Nacht oder am Morgen nicht die Flaschen verwechseln, und dann machen sich die beiden Männer auf den Weg nach Hause – und wir gehen gut angewärmt in unser Zelt.

Solche südkretischen Nachtwachen werden wir natürlich nie vergessen, dank der umsorgenden Gesellschaft von Iannis und Michalis.



Photo Iannis Ktistakis

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