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Zuhause

Aktualisiert: 29. März

Zuhause fühlen? - Mir fehlen (noch) die sehr guten griechischen Sprachkenntnisse, die es bräuchte, um wirklich überzeugend behaupten zu können: Ich bin hier zuhause. Aber ich fühle mich hier zuhause, in Griechenland, auf Kreta, im Süden, in Sivas, in Mires, in Kapariana.


Womit hat das zu tun, dieses „Zuhause-Gefühl“?


Es ist nicht wichtig, dass mich auch hier in Kapariana dieselben Bücher umgeben, die ich an verschiedenen Stationen in meinem Leben angesammelt habe – und sich auch sonst viele Gegenstände jetzt in dieser Wohnung befinden, die schon viele Jahre mein eigen sind und nun eben auch hierher mit mir gereist sind.


Es hat schon mehr damit zu tun, dass mir die Umgebung vertraut geworden ist. Dass ich mich über jede Rückkehr nach einer Reise auf unsere Insel so unbändig freue. Dass mir das bunte Durcheinander in unseren großen und kleinen Städten so lieb geworden ist. Dass mir das Klima (fast) das ganze Jahr über so gut tut. Dass es hier erlebnisintensive, so verschiedenartige Landschaften gibt, dass sie für ein ganzes Leben ausreichen würden. Dass es das tief empfundene Gefühl ist: Hier gehöre ich hin.


Es hat aber vor allem mit den Menschen zu tun.


Auf der Straße werden wir angehupt von Menschen, die uns und die wir kennen. An unserer Stammtankstelle werden wir zu einem Kaffee eingeladen. Wenn unsere Vermieterinnentochter Evelina zu uns kommt, um den Strom abzulesen, trinken wir erst einmal ein paar Gläser Wein zusammen. An den Gemüseständen auf dem Markt freuen wir uns jeden Samstag über alle Wiedersehen. An den Kassen im Supermarkt werden wir auch von den Kassiererinnen begrüßt, an deren Kasse wir gar nicht anstehen. Mit Abdu aus Marokko unterhalten wir uns, wenn er mit seiner Schafherde an unserem Grundstück vorbeikommt. An der Kapelle oberhalb des Komos Strandes stehen wir im Februarsturm mit einem Bauern zusammen und freuen uns über das aufgewühlte Meer. Madeleine antwortet auf die Frage des Kellners im Café in Heraklion, woher wir kommen: „Aus Kapariana!“. Der Kafenion-Inhaber in Platanos lädt mich von der Straße weg zu unzähligen Raki ein, als ich auf auf Madeleine warte, und erzählt auf griechisch von seinem Ausflug aufs Münchner Oktoberfest. Wenn uns Manolis entgegen kommt auf der Hauptstraße nach Matala, wir auf dem Weg zu unserem Grundstück, Manolis auf dem Weg zu seinem Gemüsegarten, dann hupen wir nicht bloß, dann halten wir an und unterhalten uns kurz von Autofenster zu Autofenster, und die nachfolgenden Autos warten, bis wir weiter fahren. Auf der Bank, in den Tavernen, in den Läden: Wir werden auf griechisch angesprochen, nicht mehr auf englisch oder deutsch. Bei der Rückreise auf dem Flughafen von Heraklion sagt der Grenzbeamte zu seinem Kollegen, als wir unsere Ausweise in die Höhe halten: "Lass sie durch. Die sind von hier." Ich kann einem Touristen die Verkehrsschilder in Mires erklären.


Madeleine und ich sind beide hier zusammen. Deshalb bin ich hier vor allem zuhause.


Und auch nach einem Jahr auf Kreta sind wir jeden Tag aufs Neue glücklich, diese herzliche Art der Menschen hier zu erleben. Offene Arme zu sehen, zu spüren. Sich am Miteinander zu freuen und das Miteinander zu leben. Liebevoll angenommen zu werden, ohne Kenntnis von Vorgeschichten, einfach im Jetzt, im Dasein. Das ist ein großes Glück hier. Das ist das größte Glück.

Und auch deshalb sind wir hier und nirgendwo anders zuhause: Alkmini, die griechische Sprachlehrerin von Madeleine, lädt uns zu ihrem Geburtstag ein. Da treffen wir ihre Familie, ihre griechischen Freunde, ihre Sprachschülerinnen und -schüler aus ganz Europa.


Wir sind hier zuhause, weil wir alle miteinander sehr fröhlich bis spät in die Nacht feiern und es uns zusammen gutgehen lassen können.

Hier leben wir. Hier fühlen wir uns wohl. Hier sind wir zuhause.


Als wir aus dem Eigenthal ausgezogen sind, da hat uns der Bauer Hans aus dem Würzenmoos gefragt: "Sind das denn wirklich liebe Menschen dort auf Kreta?". Ja, unser lieber Hans, da magst Du ganz sicher sein: Das sind so liebe Menschen hier auf Kreta. Du würdest Dich sehr gut mit ihnen verstehen. Auch ganz ohne griechische Sprachkenntnisse.


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