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Vor dem zweiten Regen im Herbst

Aktualisiert: 29. März

Für nächste Woche ist Regen angesagt an mehreren Tagen in der Woche: Deshalb sollen bis dahin alle Erdarbeiten, soweit das irgend möglich ist, vollständig erledigt sein, sagt Vasilis. An diesem Wochenende ist jedenfalls noch schönstes Novemberwetter, das würde man beispielsweise in Deutschland wohl eher Hochsommer-Wetter nennen, denn es sind so ungefähr 24 Grad und die Sonne scheint. Wir kaufen am Morgen auf dem Markt in Mires ein und gehen dann mal kurz beim Büro von Vasilis vorbei, aber Vasilis ist gar nicht im Büro. Da ruft Vasilis uns an, er ist auf der Baustelle, dahin sollen wir bitte auch mal eben kommen, denn es gäbe einige Fragen zu klären. Also machen wir uns auf den Weg.

Zu unserem Erstaunen ist auch an diesem Samstag auf unserer Baustelle eine ganze Menge los. Die Firma, die bei uns die Erdarbeiten durchführt, ist auf einer anderen Baustelle schneller fertig geworden als gedacht, daher sind zwei große Bagger zu uns gefahren und haben schon mal damit begonnen, die kleine Straße, die von unserem Resorteingang neben den Parkplätzen zur Rezeption führen soll, anzulegen.

Uns braucht es hier, weil wir gemeinsam mit Vasilis und dem Baggerführer hier, direkt vor Ort, den Straßenverlauf festlegen. Da wir ja keinen Tunnel graben, führt die Straße also leicht gebogen bis zum "Grat" nach oben auf den Hügel, so weit können wir schon mal graben lassen. Auf der anderen Seite müssen dann erst noch ein paar Olivenbäume versetzt werden, bevor die Straße in einer sanften Kurve wieder hinunter gehen wird. Aber das sieht doch für heute auch so halbfertig schon mal gut aus.


Mit diesem Straßenbau, vor allem aber mit dem Aushub beim Parkplatz, auf dem ja auch die Photovoltaik-Anlage aufgebaut werden soll, ist eine ganze Menge Erde ausgebaggert worden. Die musste zwischengelagert werden, bevor die Erde später hier wieder im Eingangsbereich der "Kleinen Welt" verteilt wird. Es sind dann 18 Lasterladungen im Olivenhain nebenan verteilt worden, auch ziemlich spontan, und Vasilis hat erst nachträglich den Eigentümer des Grundstücks ausfindig gemacht und dessen Genehmigung für die Zwischenlagerung eingeholt. Der Nachbar soll zunächst nicht gerade begeistert gewesen sein, hören wir, aber dann doch immerhin einverstanden, und hätte er dieses schöne Luftbild gesehen, wäre möglicherweise ja vielleicht gar ein ganz, ganz kleines bisschen Begeisterung auch bei ihm aufgekommen...?


Vor dem Seminarhaus und dem Café mit seinen Vorratsräumen wird mal ein kleiner Platz für Anlieferungen sein, zugleich ist das auch ein Wendeplatz für die Feuerwehr: Denn die muss ja, wenn sie hier, sagen wir mal, irgendwann wegen eines Feuers anrücken müssen sollte, dann, nachdem sie den Brand gelöscht hat, auch wieder abfahren können, ohne erst lange rangieren zu müssen. Das ist übrigens auch so Vorschrift. Also bereitet der Bagger diesen Wendeplatz schon mal vor.


In den Häusern werden Außenwände mit weiteren Isolierungen gefüllt, bevor dann die Wände ganz "dicht" gemacht werden. Nein, das ist keine Wolle von freundlichen kretischen Schafen, die da innen in den Wänden noch zu sehen ist, das geben wir zu. Aber wenn jemand das doch für sich so sehen wollte, dann werden wir dennoch nicht unbedingt widersprechen.


Während also anderswo noch Außenwände aufgebaut werden, bevor es dann an die Innengestaltung der Bungalows geht, hat man beim Aufbau des Seminarhauses den umgekehrten Weg gewählt. Hier werden zunächst die Innenwände aufgestellt.

Die einzelnen Plattenelemente werden dazu aus dem Lagerraum geholt, zum Seminarhaus getragen, dort zurecht geschnitten, an den vorbereiteten Metallträgern befestigt – und es dauert gar nicht lange, da ist der große Seminarraum schon mal abgetrennt von Toiletten und Technikraum. Innen jedenfalls. Für die Außenwände braucht es noch ein paar Tage, und die großen Fenster kommen dann ohnehin erst deutlich später.


Kurzfristig Entscheide fällen müssen wir immer wieder auf unserer Baustelle. Da geht es heute beispielsweise um die Frage, wo Wärmepumpen, Wassertanks, Schaltkästen positioniert werden. So wirklich ästhetischen Wert haben diese Kästen ja nicht, aber sind nun mal unentbehrlich, also müssen wir sehen, wo sie am wenigsten stören werden oder gar in der Vegetation weitgehend versteckt werden können, ohne dass ihre Funktionalität gestört wird. Das ist gar nicht so einfach. Der Wärmepumpenlieferant hat mal Musterexemplare mitgebracht, und so probieren wir alle zusammen mal ein paar mögliche Positionierungen aus. Schließlich finden wir gemeinsam eine Lösung, von der wir meinen: So geht das wohl.


Etwas argwöhnisch, das müssen wir zugeben, haben wir bislang die Elektroinstallationen betrachtet, die inzwischen in den Häusern vorgenommen werden, bevor die Wände dann von beiden Seiten fertig gestellt werden können. Als dann Manolis auch noch behauptet:

"Pläne brauchen wir nicht", während Madeleine mal auf einen der ausgehängten Grob-Pläne schaut, sind wir nicht unbedingt seiner Meinung. Immerhin erinnern wir uns noch an den Hausbau in der Schweiz: Da hatten wir ein ganzes Buch alleine für die Elektropläne. Hier haben wir lediglich Skizzen von Elektroplänen für jeden Haustyp, die auch noch in sich unterscheidenden Fassungen, je nach dem, welchem Planungsstadium sie entstammen. Für die Verlegung der Kabel nützen die tatsächlich wenig. Also gab es eine Art grundsätzliche Besprechung auf Englisch und Griechisch, wo welche Lichtschalter, Steckdosen, Schaltkästen zu installieren und zu verlegen sind – und wo mal Leuchtkörper angebracht werden. Bevor dann Bohrungen vorgenommen und Kabel abgeschnitten wurden, hat Manolis zur Sicherheit die Sache mit uns noch einmal besprochen, sozusagen Steckdose für Steckdose, Schalter für Schalter. Und nach der provisorischen Installation haben wir uns noch einmal alles gemeinsam mit Manolis angesehen. Ohne Pläne also, aber doch nicht planlos. Möglicherweise ist dieses eher spontane Vorgehen hier bei uns ja auch sicherer als dasjenige mit Plänen in der Schweiz, denn dort hat dann ja auch nicht alles funktioniert, sagen wir uns.


Sogar Tür- und Fensterrahmen werden schon mal angepasst. So ungefähr werden die mal aussehen. Unsere Bungalows haben viel Glas: Schiebetüren vom Fußboden bis zur Decke, Glasecken, große Fenster. Hoffentlich gibt es nun nicht allzu arge Lieferprobleme – wir wurden schon mal vorgewarnt: Viren. Hohe Liefernachfrage. Handelsblockaden. Verspätete Containerschiffe. Hohe Preise sowieso. – Die Aluminium-Rahmen konnten wir vor einiger Zeit bereits vorbestellen, aber mit dem Glas ging das nicht. Nun erklärt die Fensterfirma aus Heraklion uns, dass zurzeit kaum Glas für Kreta zu bekommen sei, aber etwas Zeit haben die da in Heraklion ja noch, um genug Glas für all unsere Fenster zu finden – trotz aller Lieferengpässe. Wir sehen noch keiner fensterglaslosen Eröffnung unserer "Kleinen Welt" für unsere Gäste entgegen.

Von wegen der "Firma aus Heraklion": Wir haben schon darauf geachtet, möglichst mit Firmen aus der Region zusammen zu arbeiten. Und auch Heraklion ist ja nicht wirklich weit von uns entfernt, wenn auch Nord-Kreta. Allerdings holen wir auch Offerten aus dem Ausland ein, so ganz und gar regional und national fixiert auf Süd-Kreta, Kreta oder Griechenland sind wir dann doch nicht. Dass allerdings nun auch ein Laster aus Hamburg auf unserer Baustelle regelmäßig zu sehen ist, wie die Aufschrift auf der Hecktür das behauptet, das hat nichts damit zu tun, dass Baustoffe, die wir hier beziehen, tatsächlich "designed und engineered in Hamburg" wären, wie die Aufschrift auf der Hecktür das ebenfalls behauptet. - Das ist wohl mal ein Laster einer Hamburger Firma von einer kretischen Firma übernommen worden, und ich finde das natürlich lustig, dass ausgerechnet meine Geburtsstadt Hamburg nun auf unserer Baustelle so sichtbar vertreten ist.


Das war ein ereignisreicher Tag auf unserer Baustelle. Ein Samstag. Es würde mich nicht wundern, wenn auch morgen, am Sonntag, Arbeiter unterwegs sind in unserer "Kleinen Welt". - Nein, einen Termin für die Eröffnung wollen wir immer noch nicht nennen. Aber wir meinen doch zuversichtlich, dass es vielleicht nicht mehr so fürchterlich lange dauern wird. Denn jetzt sehen wir jeden Tag so viele Fortschritte und wir können behaupten: Das geht jetzt richtig zügig voran.


Am Abend ist immer noch nichts von dem angekündigten Regenwetter zu sehen. Wir erleben eine typische kretische Novemberabendstimmung und finden wieder einmal: Das ist schön hier. Hoffentlich haben wir dann bald mal Gäste, die das auch finden werden.












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