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Viel oder wenig Zeit

Aktualisiert: 15. Mai 2022

"Wann wollt ihr fertig werden?", haben uns zu Beginn des Jahres manche Besucherinnen und Besucher unserer Baustelle gefragt – und auf unsere Antwort, dass wir im Sommer desselben Jahres eröffnen wollen, haben sie dann skeptisch bis ungläubig geschaut. Jetzt können wir es ja sagen: Solche Reaktionen sind uns nicht immer gut bekommen, aber wir haben dennoch an unseren Plänen festgehalten und den Optimismus für die zeitgerechte Fertigstellung unseres Projektes aus den Zeitplänen und Vorhersagen unseres Bau-Ingenieurs und -Koordinators Vasilis geschöpft. Auf dieselbe Frage und dieselbe Antwort hat nun aber in der letzten Woche Techniker Stavros mit der Gegenfrage geantwortet, was wir denn noch alles so lange zu tun hätten, es sähe doch jetzt schon alles recht fertig aus. Diese Reaktion hat uns natürlich viel besser gefallen. Stavros ist Experte, der kennt sich aus mit Schaltplänen – sicherlich auch mit Zeitplänen, sagen wir uns. Aber wir müssen ergänzen: Es gibt schon noch einiges zu tun auf unserer Baustelle, bis wirklich alles hübsch geworden ist und wir die ersten Gäste empfangen können. Aber wir haben ja auch noch etwas Zeit.


Tatsächlich ist viel passiert in der letzte Zeit auf unserer Baustelle, wir sind Tag und Nacht (tatsächlich: weiterhin bewachen wir unsere Baustelle auch nachts und schlafen inzwischen in unserem provisorisch halb zum Camper-Mobil umgebauten Kleinbus) auf der Baustelle und kommen kaum mehr dazu, einen Blogbeitrag zu verfassen.

Das Wetter ist inzwischen besser geworden, so wie sich das für Kreta in dieser Jahreszeit auch gehört, tagsüber haben wir so um 25 Grad, aber nachts wird es noch unüblich kalt. Am frühen Morgen sind gerade mal eben so 8 Grad; Madeleine findet, dass die Stimmung zum Sonnenaufgang sehr an unsere Ferien-Fahrten durch die Wüsten Südkaliforniens erinnert, aber ich denke mir, das liegt weniger an der Sonnenaufgangsstimmung sondern mehr an der Baustellen-Piste, die zurzeit noch über unseren Hügel führt – die sieht tatsächlich irgendwie so ähnlich wie die Piste zwischen Cadiz und Rice aus, unsere Piste ist aber, zugegeben, ein bisschen kürzer.


Was ist nun denn so passiert in den letzten Tagen auf unserer Baustelle?


Wir haben Strom. Wir haben nicht nur die Strommasten vor unserer Haustür, nicht nur die Kabel vor der Einfahrt liegen, nicht nur die Zähler im Stromhäuschen befestigt: Wir haben echten Strom. Die Stromgesellschaft hat uns nicht etwa über dieses herbeigesehnte Ereignis vorab informiert, wir haben das einfach mal ausprobiert: Man kann im Stromkasten an unserem Grundstück an den Steckdosen elektrische Geräte anschließen, die arbeiten dann bestimmungsgemäß, und die Stromzähler bewegen sich. Bei Vasilis ist die Freude genauso groß wie bei uns. - Jetzt machen auch die Behältnisse mehr Sinn, die man an vielen Stellen auf unserem Grundstück zurzeit sieht: Das sind nicht etwa vergrabene Waschmaschinen dort,

nein, hier sind Anschlüsse für Strom- und sonstige Leitungen mit einem Kästchen sichtbar abgedeckt, damit man sie später bei Bedarf einfacher wiederfindet.


Immer noch kommen ab und zu Betonlaster auf unser Grundstück gefahren, sie liefern aber keinen Beton mehr für unsere Gebäude, sondern für die Wege: Größtenteils soll es ja Naturpfade in der "Kleinen Welt" geben, aber die Bungalows müssen gemäß den Vorschriften für Hotels befestigt sein. Rollkofferfähig ausgebaut, sozusagen, auch wenn wir ja die Rollkoffer unserer Gäste später mal in unserem Service-Vehikel durch die Gegend fahren wollen, aber das ist eben Vorschrift. - Und dann sind da auch noch einzelne Treppen anzulegen und für die Verbindungen zwischen Zufahrt und Parkplatz braucht es auch Beton.


Rohbau-Chef Kostis ist zurecht stolz auf seine Betonarbeiter-Crew und deren Arbeit: Die Wege sollen hübsch und sauber aussehen. Da haben wir Kostis sogar den Gefallen getan und unsere Katzen eingesperrt, solange der Beton noch frisch war, denn Kater Gudu ist in der Vergangenheit unangenehm dadurch aufgefallen, dass er so ziemlich jeden Betonguss für alle sichtbar mit seinen Katzenpfoten geprägt hat. Diese Spuren kommen jedoch garantiert nicht von Gudu, falls das wirklich ernsthaft jemand behaupten wollte, denn der war ja eingesperrt.


Die Anlage mancher Betonpfade wird die Fahrer eines kleinen Hotel-Service-Fahrzeuges (also vor allem mich) in Zukunft vor echte Herausforderungen beim Kurvenfahren und Abbiegen stellen.


Die Fliesenleger sind jeden Tag bei der Arbeit: Mittlerweile sind die Terrassen vor den Bungalows fertig gestellt – und da wurde sehr genau gearbeitet, damit später niemand stolpert.


Auch alle Dächer sind mittlerweile gut isoliert (damit es den Gästen nicht von der Decke auf die Köpfe regnet), fast überall wurde der Kies verteilt – und auch die Sonnenenergie-Warmwasserbereiter wurden bereits auf den Dächern montiert (damit warmes Wasser aus der Regendusche kommt, wenn es den Gästen auf die Köpfe regnet).


Inzwischen gibt es sogar Feuerlöschleitungen auf dem Grundstück mit den entsprechenden Feuerlöschwasser-Entnahmestellen. Die Frage, ob der Feuerlöschwasser-Entnahme-Wasserhahn nun am benachbarten Olivenbaum oder am unterfüllenden Gelände oder am Verlauf der Straße im Hintergrund ausgerichtet sein soll, wurde entschieden: Er steht ganz einfach schief für sich selbst, ohne Beziehung zu seiner Umwelt. Die Hauptsache ist ja ohnehin: Aus ihm kann man im Brandfall Wasser entnehmen, an ihn einen Schlauch anschließen, der dann in Zukunft noch in einem kleinen roten Kästchen zwischen Olivenbaum und Feuerlöschwasser-Entnahmestelle montiert sein soll. Da kann also gar nichts mehr passieren und alle Gäste können sich sicher fühlen.


In diesen Wochen müssen wir uns glücklicherweise nicht mehr viel Sorgen darum machen, dass es zu wenig Baufortschritte gibt: Jeden Tag, sogar am Wochenende, arbeiten viele Menschen auf der Baustelle daran, dass wir bald tatsächlich fertig werden und unsere "Kleine Welt" die ersten Gäste begrüßen kann. Manchmal ist so viel los, da wurden in der jüngeren Vergangenheit sogar die Parkplätze knapp – später einmal dürfen hier natürlich keine Autos mehr stehen.


Wie unsere Gebäude inzwischen aussehen...? Eigentlich ganz hübsch. Eigentlich sogar sehr hübsch, finden wir. Nachdem mit den Fenstern auch die Glasecken in einige Bungalows eingesetzt wurden, sind wir sogar ein bisschen stolz auf uns selbst, denn wir sehen, dass unser architektonisches Konzept aufgeht, so wie wir uns das gedacht haben. Wir sind ein bisschen scheu, hier Fotos von den Bungalows zu zeigen, denn die Umgebung sieht für Ortsfremde noch sehr nach Baustelle aus, und nur unsere Augen können das wohl schönsehen, aber ein paar Ansichten gibt's in diesem Beitrag heute doch schon einmal.


Am Abend gehen wir manchmal noch kurz vor dem Beginn unserer Nachtwachen nach Sivas für ein kleines Abendessen. Auf dem Weg dorthin kann man unsere Baustelle sehen – jetzt noch, weil noch nicht alle Häuser die richtige Außenfarbe haben: Später einmal werden alle Gebäude in den Olivenhainen "verschwinden", wenn die richtigen Farben überall aufgetragen sind. Schon jetzt sehen wir fröhlich zu unserer "Kleinen Welt" hinüber und freuen uns darauf, dass bald mal alles fertig sein soll.

Und diese Abendstimmung ist unzweifelhaft: Kreta. Unser Kreta. Die südkalifornische Wüste ist wunderschön, aber ganz weit weg.





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