In unserer Anfangszeit hatten wir ja mal von unseren Problemen mit der Postzustellung und unseren Erlebnissen auf der Poststelle in Mires berichtet. Nun mag sich ja vielleicht die eine Leserin oder der andere Leser unseres Blogs gefragt haben: Haben sich unsere Erfahrungen im Umgang mit der griechischen Post denn mittlerweile intensiviert? Verändert? Gar verbessert?
Was den Kauf von Briefmarken angeht, haben wir die Angestellten in der Poststelle Mires nicht mehr mit Fachfragen herausfordern wollen, was denn wohl beispielsweise die Beförderung eines mittelgroßen Briefes in die Schweiz kostet, wir haben uns stattdessen selbst auf der Website der griechischen Post schlau gemacht und Briefmarken online bestellt. Der Bestellvorgang selbst hat wunderbar funktioniert, man bekommt sogar automatisch den Namen eines persönlichen Briefmarkenbestellungssachbearbeiters zugesandt, an den man sich stets mit allfälligen Nachfragen wenden kann. Mit der Zustellung ist es dann doch noch komplizierter geworden, weil der Brief mit den bestellten Briefmarken nicht in unser Postfach gesteckt wurde, sondern abzuholen war – auf der Poststelle in Mires, das hat also die Sache nicht wirklich einfacher gemacht. - Nun aber hat sich unser Erfahrungshorizont mit der griechischen Post tatsächlich erheblich erweitert, und das hat zu tun mit unserer neuen Adresse und unserer neuen Post Box.
O mikros kosmos, Kokkinos Harakas, ist adressen-, anmeldetechnisch und postalisch dem Dorf Sivas zugeordnet. Da mittlerweile unsere Gesellschaft „OMK Sivas“ gegründet worden ist, braucht auch diese Gesellschaft natürlich eine eigene Postadresse, also auch eine Post Box, da können wir die Privatadresse in Kapariana nicht verwenden.
In Sivas stehen am Marktplatz drei große blaue Schränke mit Postfächern, eines davon hätten wir nun also gerne. Zuständig für deren Vergabe ist nicht die Poststelle in Mires, sondern diejenige von Tympaki. Also fahren wir nach Tympaki. Da gibt es gleich einen sehr freundlichen Empfang in der Post: Aris stellt sich vor, hört sich unser Anliegen an, Madeleine zeigt alle unsere Unterlagen von unserer Geschäftsgründung vor, und Aris findet, das sei kein Problem mit der Post Box in Sivas. Allerdings – die Postfächer sind zurzeit ausgebucht, wir sollen uns bitte einen eigenen Briefkasten kaufen und den da einfach irgendwo in der Nähe vom Postfach-Schrank in Sivas anhängen. Und, ja, es ist eine gute Idee, den Postboten vor Ort, Giorgos, anzurufen, seine Telefonnummer bekommen wir gleich mit auf den Weg. Das ist doch alles sehr gut, und wir freuen uns über den hilfsbereiten Aris und eine kompetente Problemlösung. Fast hätten wir vor lauter Begeisterung noch ein paar Briefmarken gekauft, aber Briefmarken haben wir ja noch genug von unserer letzten Online-Bestellung. - Wir können hiermit schon mal allen Besuchern im Süden von Kreta empfehlen: Meidet die Poststelle von Mires! Besucht die Poststelle von Tympaki!
Am nächsten Tag bekommen wir auch unsere Postfach-Nummer, die Einhundertdreißig, und wir sehen uns die Situation in Sivas mal genauer an. Einen eigenen Briefkasten haben wir ja schon. Uns ist aber nicht ganz klar, wo wir den aufhängen können. Wir trauen uns nicht recht, den großen Kasten einfach an den Postfach-Schrank anzuschrauben, denn die Schrauben würden ja fast zwangsläufig die Postfach-Wand eines anderen Postfachs durchbohren. Griechische Freunde, um Rat gefragt, verstehen unsere Skrupel nicht so wirklich. Sie empfehlen alternativ, einfach einen Pfahl einzubetonieren irgendwo am Marktplatz oder einen Baum auszuwählen oder eine Mauer – da würde sich doch wohl irgendetwas finden lassen für eine Postfach-Befestigung! - Wir verabreden uns besser per SMS für den nächsten Morgen um 10 Uhr mit Giorgos, dem Postboten von Sivas. Vor dem Postfach-Schrank.
Um 10 Uhr parkt tatsächlich ein Auto vor dem Postfach-Schrank, Madeleine fragt auf griechisch den Fahrer, ob er Giorgos sei, nein, sagt der, er sei nicht Giorgos, er sei Manolis und einen Giorgos kenne er gar nicht in Sivas. Auch nicht Giorgos, den Postboten? Ach so, Giorgos den Postboten, den natürlich, das dahinten sei übrigens sein Auto, der müsse also hier irgendwo sein – und wir suchen Giorgos gemeinsam. Schnell finden wir Giorgos im benachbarten Café und wir beraten alle miteinander kurz darauf an den Postfach-Schränken die Situation. Der Vorschlag, einfach den davor stehenden, ohnehin leeren Schaukasten der Gemeinde abzubauen und stattdessen unseren Briefkasten an den Pfahl zu hängen, erscheint mir bei aller Freude an pragmatischen Lösungen doch zu kühn. Letztlich gewinnt die Idee, unseren Briefkasten mit bitte möglichst kurzen Schrauben von außen an diesen Postfach-Schrank zu hängen. Madeleine hat schon eine „130“ auf den Kasten gemalt, Giorgos bekommt noch einen Zettel mit, auf dem unsere Namen und derjenige unserer Firma in allen erdenklichen Schreibweisen stehen, das ist gut so, und wir fahren erst einmal nach Hause, um geeignete Schrauben zu holen, Klar, möglichst sehr kurze.
Am Abend zeigt sich dann: So ein griechischer Postfach-Schrank, der ist zwar kein Tresor, aber er hat eben doch ganz ordentlich stabile Seitenwände, damit man nicht einfach so ein ordentliches Postfach von der Seite her aufschrauben kann. Es gibt nun zwei Auffassungen in Sivas, unser Problem betreffend: Nach der einen ist allein die Betonfundament-Bauweise zielführend, nach der anderen kann man den Briefkasten mit Spezialschrauben doch an der Außenwand befestigen. Wir fahren also nach Mires, um solche Spezialschrauben im Spezialschraubenfachgeschäft zu kaufen, den Briefkasten nehmen wir zur Veranschaulichung des Problems mit. Der Spezialschraubenfachgeschäftsinhaber lässt sich den Sachverhalt schildern, weiß tatsächlich Rat, er hat auch solche Schrauben auf Lager und gibt uns gleich acht Stück davon mit, nein, bezahlen sollen wir sie nicht.
Ich bin gespannt, welche Wirkung ich erziele, wenn ich morgen mit einer schweren Bohrmaschine den Postfach-Schrank auf dem Marktplatz von Sivas von der Seite aufzubohren beginne, um die Schraubenlöcher vorzubereiten.
Einen Tag später
Es hat dann doch auch ohne schwere Bohrmaschine funktioniert: Ein einfacher Akku-Schraube hat in Verbindung mit erheblichem persönlichem Kraftaufwand ausgereicht, um die Spezialschrauben in den Postfach-Kasten zu drehen. Ich bin nicht ganz sicher, ob ich mit dem ersten, besonders schwergängigen Bohrversuch nicht auch noch eine tragende Strebe der Postfach-Schrank-Konstruktion getroffen habe, aber jedenfalls ist nun unser Postfach-Briefkasten festgeschraubt, der Postfach-Schrank steht auch noch stabil da, und wer mal Post an das Postfach 130 in 70200 Sivas in Griechenland schickt, weiß nun genau, wo die Postsendung landet.
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