Die Gefahr, dass uns schwindlig werden könnte im Erleben der Fortschritte auf unserer Baustelle, ist in diesen Tagen erst einmal gebannt. Da waren die Weihnachtsfeiertage, dann kam der Jahreswechsel, schließlich das Fest der Theophanie, das hier besonders wichtig genommen wird. Renato und Marco, die Innen- und Außenwände aufstellen, waren fast jeden Tag auf der Baustelle, aber so ziemlich alle anderen Handwerker waren eher selten oder gar nicht da. Nun hätte es, nach dem 6. Januar, mal wieder richtig losgehen sollen, aber jetzt ist schlechtes Wetter angesagt, spektakulär schlechtes Wetter sogar, da wird das erst einmal nichts mit nennenswerten Fortschritten. Kretische Bauarbeiter arbeiten noch bei mehr als 40 Grad, sie sind sowohl in frühen Morgen- als auch in manchen späten Abendstunden auf der Baustelle, mitunter sogar an Sonn- und Feiertagen: Aber wenn es nur ein paar Tropfen regnet, dann ruht die Arbeit, da sind die Kreter hier ausgesprochen wasserscheu. Allerdings ist für diese Woche mehr Regen angesagt als nur ein paar Tropfen, wir verstehen also gut, dass zumindest Erd- und andere Außenarbeiten nicht gut zu erledigen wären. Und dass sich Klempner Iannis nun auch erst einmal um seine neugeborenen Zwillinge kümmern muss, verstehen wir natürlich auch. Es gibt also Verspätungen. Also versehen wir am Wochenende auch keinen Baustellendienst, sondern machen einen kleinen Ausflug, solange das Wetter noch schön ist.
In Agia Galini waren wir lange nicht, da fahren wir jetzt mal hin. Der freundliche kleine Küstenort, so ungefähr 20 Kilometer von unserer „Kleinen Welt“ entfernt, ist ein touristischer Hotspot – jedenfalls in der Saison zwischen April und Oktober. Jetzt im Januar ist da gar nichts los. Anders, als zum Beispiel in unseren Nachbarorten Sivas, Pitsidia oder Petrokefali, in denen auch im Winter viel Leben ist, wirkt Agia Galini wie ausgestorben, Tavernen und Cafés haben nicht geöffnet, und es ist auch noch zu früh, als dass hier schon mit den Vorbereitungen für die neue Saison begonnen wird.
Immerhin gibt es, anders als in der Hochsaison, jetzt keine Probleme, am Hafen einen Parkplatz für unser Auto zu bekommen – auch wenn der Platz nun nicht nur für Autos genutzt wird.
Weder Fischer- noch Volleyballnetze sind jetzt in Betrieb.
Ob die freie WiFi-Verbindung unter der Dusche auch im Januar funktioniert, haben wir nicht ausprobiert.
Die Sonnenschirme sind noch eingesperrt: Frühestens im April dürfen sie wieder ins Freie.
Es ist gut zu wissen, dass ebenfalls ab April in Agia Galini auch wieder Bargeld zu haben sein soll.
Weil es ja ordentlich geregnet hat in diesem Herbst, sind die Tavernen-Gärten etwas zugewachsen und verwildert.
Aber wer möchte, kann natürlich auch um diese Jahreszeit unter Sonnenschirmen das Meer betrachten und sich jetzt sogar noch über das gute Wetter freuen.
Zurückgekehrt an „unseren“ Strand Komos sehen wir dann zu, wie finstere Regenwolken aufziehen.
Und wenig später hat es so viel geregnet, dass die Zufahrtsstrasse zu unserer Baustelle zu einem kleinen Flüsschen geworden ist.
Drei Tage soll das schlechte Wetter hier anhalten: Es gibt Wetterwarnungen, man soll sich möglichst nicht draußen aufhalten angesichts der erwarteten schweren Regenfälle und Überschwemmungen. Wir machen uns dennoch um unsere Baustelle nicht zu viele Sorgen, zumal zwischen den heftigen Regenschauern immer wieder die Sonne scheint und es kurze Erholungspausen gibt. Wenn das hier mal fertig sein wird, dann ist auch der Regen im Süden von Kreta ein tolles Erlebnis.
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