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Kein Wort mehr über Viren

Aktualisiert: 29. März


Über Viren wollte ich eigentlich in diesem Blog gar nicht mehr schreiben, aber nun gehen in diesen Tagen die „7-Tage-Inzidenzen“ auf Kreta gerade in die Höhe. Lesen und hören wir. In deutschen Medien. Hier in Griechenland ist diese statistische Größe eher unbekannt, hier werden die „Tageszahlen“ jeden Abend um 18 Uhr veröffentlicht, aber natürlich könnten wir uns das selbst hochrechnen auf eine Woche und 100.00 Einwohner, die Formel dazu bekommen wir auf einem deutschen Online-Forum für Kreta geliefert. In griechischen Zeitungen steht, dass das Durchschnittsalter der Infizierten bei knapp 27 Jahren liegt, schwerere Erkrankungen weitgehend ausgeblieben sind, zumindest bisher, und der Bezirk Heraklion nun „orangerot“ ist, fast schon „tiefrot“ – von „grün“ sind wir jedenfalls weit entfernt.

Über Viren wollte ich eigentlich in diesem Blog gar nicht mehr schreiben, auch wenn uns Freunde aus der Schweiz nun fragen, wie es uns denn geht inmitten von diesem Vireninferno, und wir hören und lesen gar von Mitleid mit uns, dass diese Zahlen nun so durch die Decke gehen. Das ist nett gemeint, ich weiß. Ich möchte aber wetten, dass den Kretern eher die Deutschen Leid tun, von denen manche nun in diesen Tagen, obwohl geimpft und getestet, unsere Insel tatsächlich fluchtartig verlassen. Entspannter, werden viele Hiesige sagen, ist es ja irgendwie doch hier in unserem Einhundertachtundziebzigkommafünfkreta als in diesem Zwölfkommadreideutschland (Stand der 7-Tage-Inzidenz heute).

Über Viren wollte ich in diesem Blog eigentlich gar nicht mehr schreiben, aber weil unsere Freunde sogar nachfragen, ob und wie wir uns gegen den Virenansturm denn wappnen, schreibe ich nicht über die Viren, aber über die Impfungen.


Denn wir sind hier natürlich inzwischen geimpft worden. Madeleine hat genau heute ihre zweite Impfung erhalten, sie sitzt nebenan im Wohnzimmer, und, ja, es geht ihr gut.

Wir fühlen uns ja schon ziemlich griechisch, aber so ein Impfangebot hätten wir möglicherweise von alleine dann doch nicht bekommen, wir haben uns also um die Impfung selbst gekümmert. Man kann sich in den Apotheken für eine Impfung anmelden, man kann das aber auch online machen. Dazu braucht man eine Steuernummer. Die haben wir beide. Und man braucht eine Sozialversicherungsnummer. Die habe ich. Denn ich bin der Besitzer der Gesellschaft OMK Sivas IKE, die die „Kleine Welt“ baut, also habe ich auch eine Sozialversicherungsnummer. Deshalb fange ich mit dem Impfen schon mal an, und ich wähle die Online-Anmeldung, genauer gesagt, wählt die Madeleine für mich, denn ihr Griechisch ist nun mal viel besser. Das alles klappt ganz unspektakulär einfach, ich kann mir sogar einen Termin und eine Uhrzeit aussuchen, ich wähle den erstmöglichen Termin für meine Altersgruppe zur frühesten Uhrzeit. Funktioniert. Wird bestätigt. Toll.


An meinem Impftag erscheinen wir pünktlich vor dem Impfzentrum in Tympaki. Das liegt ein wenig außerhalb, es hat viel Platz, da kann man viel Abstand halten. Ich bin doch nicht der erste Impfling in meiner Altersgruppe, Judith aus Hamburg, seit zwanzig Jahren in Kalamaki wohnhaft, hat einen Termin vor mir: Wir treffen sie und ihren griechischen Ehemann Thanasis vor der Tür. Mit ein paar anderen Griechen müssen wir vor der Tür draußen warten, da hätte es sogar noch ein bisschen Platz auf der Bank, wenn man etwas zusammenrückt, wir werden auch freundlich eingeladen von den wartenden älteren Herren, aber hier sollen wir ja doch besser Abstand halten.

Dann werden wir nach innen gerufen. Hier, im Impfzentrum gibt es einen zentralen Warteraum, da hat es auch viel Platz. Auf dem Tisch liegen schon mal alle unsere Papiere, das sieht prima vorbereitet aus hier.

Sorgsam werden wir von einer Assistentin an möglichst weit voneinander entfernten Punkten im Raum aufgestellt und bekommen Fragebögen zum Ausfüllen. Das kann nicht jeder alleine, wir helfen uns aber sorgsam gegenseitig, rücken etwas zusammen, füllen alles gemeinsam aus, die Assistentin hilft auch noch mit, am Ende klopfen wir uns alle auf die Schulter: Das haben wir richtig gut gemacht. Dann erfahren wir, dass wir allesamt Astra Zeneca erhalten, da werden Augen gerollt, Arme gen Himmel gehoben, aber natürlich geht einer nach dem anderen ins Impfzimmer, ich gehe dann auch, wir werden geimpft, müssen dann, wieder weit voneinander entfernt, eine Viertelstunde im Vorraum Platz nehmen, um zu überprüfen, ob wir so lange nicht vom Stuhl fallen, das tut zumindest heute aber niemand, also können wir den Raum nacheinander verlassen, verabschieden uns freundlich voneinander und die Impfprozedur ist beendet.


Madeleine bekommt ihre Sozialversicherungsnummer nicht so einfach, sie muss erst ins Bürgerbüro in Mires, dann ein paar Wochen warten, dann kommt eine provisorische Sozialversicherungsnummer per eMail, mit der kann man sich nicht online anmelden, aber in einer Apotheke. Das immerhin klappt prima.

Madeleine muss ein paar Wochen später ebenfalls nach Tympaki. Dort hat man inzwischen das System verändert. Es werden nicht mehr mehrere Personen hintereinander geimpft, sondern man wartet erst, bis die Erholungszeit von jedem/jeder Geimpften von 15 Minuten abgelaufen ist, und erst dann ist die/der Nächste an der Reihe. Vermutlich will man aus Sicherheitsgründen alle Kräfte zusammen haben, wenn doch mal jemand vom Stuhl fällt, das passiert jetzt jedenfalls nicht, aber die ganze Sache dauert natürlich sehr viel länger.


Auch meinen zweiten Impftermin kann ich online wählen. Auch dieses Mal klappt das prima. Zu unserer Freude ist dieses Mal Irini, unsere Vermieterin in Kapariana, Pflegefachfrau, hier im Dienst. Es gibt eine herzliche Begrüßung, und Irini erklärt allen Mitarbeiterinnen, wer wir sind, warum wir uns kennen, und dass wir die idealen Mieter sind. Nach der Impfung fragt mich Irini, ob ich eine Flasche Wasser möchte, ich sage, nein danke, denn was sollen da alle diese anderen frisch Geimpften denken, wenn ich eine Flasche Wasser bekomme!, aber natürlich bekomme ich doch eine Flasche Wasser von Irini, und die anderen Wartenden müssen mich für einen problematischen Fall halten, aber wahrscheinlich wissen sie ja auch schon, dass wir die idealen Mieter sind.


Beim zweiten Impftermin von Madeleine hat man das System wieder umgestellt, Madeleine kommt sogar vor der vereinbarten Zeit an die Reihe, es gibt Impfungen im Minutentakt, den Wartenden werden Zeiten persönlich von der Ärzten zugeordnet, wann sie nach der Stabilitätskontrolle im Warteraum das Impfzentrum wieder verlassen dürfen, das geht wie am Schnürchen.

Ich habe gerade noch Zeit, ein Foto vom Außenbereich zu machen, da sieht die Szene etwas wilder aus als bei Madeleines letztem Besuch.


Und das wollen wir noch ausdrücklich festhalten: Sogar mit dem Impfzertifikat hat das alles prima geklappt. Einen Tag nach der zweiten Impfung ist über meinen persönlichen Bereich auf der griechischen Online-Steuerplattform das Dokument abrufbar, das die Impfung bescheinigt, es gibt sogar einen QR-Code, und der passt in meinen deutschen digitalen Impfausweis! Es lebe die Europäische Union!


Danke also für die Nachfragen aus Deutschland und der Schweiz. Wir sind geimpft. Es ist alles gut. Und über Viren will ich in diesem Blog nicht mehr schreiben.




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