... aus der Vorbereitungszeit unseres Hotelbaus auf Kreta: Hotel O Mikros Kosmos, Kreta
„Christos Anesti (Χριστός Ανέστη: Christus ist auferstanden)“, so hallte es gestern Nacht von der naheliegenden Kirche aus über die Dächer von Kapariana, und in den Häusern zündeten die Menschen ihre Osterkerzen an und antworteten: „Alithos Anesti (Αλιθώς Ανέστη: Wahrlich, er ist auferstanden).“ Und die Glocken wurden geschlagen, und kurze Zeit später erklang von den umliegenden Häusern fröhliche kretische Musik und Feuerwerkskörper knallten. Feuerwerkskörper gehören hier dazu, zu einem richtigen Osterfest.
Auch dazu gehört der Epitaph, eine Art überdachter Holzaltar, der das Grab Jesu symbolisiert, und der in der Nacht auf Karfreitag aufwändig mit Blumen geschmückt wird. Bis morgens um 3 Uhr hatte unsere Vermieterin Irini zusammen mit fünf weiteren Frauen von der Kirchgemeinde den Epitaph geschmückt. Und der Epitaph von Kapariana ist besonders schön geworden, davon haben wir uns am Karfreitag in der Kirche überzeugt. Eigentlich wird der Epitaph am Karfreitag in einer Prozession durch die Gemeinde getragen, aber dieses Jahr war das nicht erlaubt, es blieb bei einer Kurzprozession einmal rund um die Kirche. Nur „fast“ richtiger Karfreitag.
Mit Tsoureki, dem typisch griechischen Osterzopf, mit blutrot gefärbten Eiern und mit selber verzierten Osterkerzen ist man schon ziemlich gut gerüstet für ein richtiges griechisches Osterfest. Fehlen nur noch die Magiritsa (Ostersuppe) und das Lamm vom Drehspieß. Lamm vom Drehspieß fällt dieses Jahr coronabedingt noch aus, Magiritsa, die Suppe, die aus Lamminnereien geköchelt wird, somit auch, aber das Tsoureki lässt sich machen. Tsoureki ist ein Brotzopf. Äußerlich, abgesehen vom Sesam, einem Schweizer Sonntagszopf
durchaus ähnlich. Aber das hier ist ein ganz spezieller Zopf, mit typischen Gewürzen wie
Kardamom, Machlep und einem Gewürz, das den poetischen Namen „Tränen von Chios“ hat. Ich werde hier nicht versuchen, den einzigartigen, wunderbaren Duft und Geschmack dieses Zopf mit in Mitteleuropa bekannten Düften und Geschmäckern vergleichend zu beschreiben, für mich schmeckt dieser Zopf einfach „irgendwie orientalisch“. Und auch wenn früher meine Backversuche nicht immer unbedingt von Erfolg gekrönt waren: Mein erstes Tsoureki wurde perfekt. Es duftet nach Kreta, nach Sonne, nach allem Schönen, was hier so ist. Das Bemalen von irgendwas ist schon eher meine Sache, aber in diesem Jahr habe ich erstmals keine Ostereier verziert, sondern lediglich eine Osterkerze. Die Ostereier wurden, typisch griechisch, einfach rot gefärbt. Auch haben wir keine Schoko-Osterhasen und Eier versteckt, das tut hier niemand. Schokohasen gab es nur bei Lidl Hellas zu kaufen, in einem „richtigen“ griechischen Supermarkt fehlen diese Produkte. Aber Eier werden auch in Griechenland „tütscht“ (geditscht).
Ostern. Alle Griechen sehnen sich nach dem Osterfest in den Dörfern, wo sich viele Menschen versammeln und miteinander feiern und fröhlich sind. Und wo dann eben am Drehspieß die Lämmer gebraten werden. Für eine dieses Jahr „erlaubte“ kleine Familienfeier von maximal 9 Personen lohnt es sich nicht, ein ganzes Lamm zu grillen. - Also nur ein fast richtiges griechisches Ostern. Wir hoffen auf das nächste Jahr.
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