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Das Boot

Aktualisiert: 25. Nov. 2021

Wenn unser Resort mal gebaut sein wird, viele Gäste kommen, alles funktioniert, wir uns sozusagen als Resortbetreiber erfolgreich etabliert haben und „O Mikros Kosmos“ gut läuft, dann werden wir uns mal überlegen, möglicherweise ein kleines Boot anzuschaffen, mit dem wir Ausflüge unternehmen können, vielleicht zusammen mit Freunden und Gästen. Das haben wir uns vorgenommen.

Nikos ist Besitzer eines Cafés in Tympaki. Das Café läuft gut, das ist auch kein Wunder, denn Nikos arbeitet viel, er ist jeden Tag in seinem Café von sehr früh morgens bis spät abends, da gibt es nicht viel Freizeit. Nikos hat ein kleines Boot, er kommt aber vor lauter Arbeit gar nicht dazu, das Boot auch häufiger mal zu fahren.

Georgios von „Crete Construction“, dem Bauunternehmen, mit dem wir voraussichtlich zusammenarbeiten, wollte schon seit längerer Zeit ein Boot haben für kleine Ausflüge mit seiner Familie und Freunden. Jetzt wohnt er für eine Zeit mit seiner Familie in Kokkinos Pirgos, das ist ein Ort direkt am Meer mit einem kleinen Hafen. Da will er nicht nur auf Boote schauen, da will er selbst auch Boot fahren.

Unsere Tochter Johanna hat gerade eine Prüfung glorreich bestanden: Sie besitzt jetzt einen Bootsführerschein See und kann so ziemlich alle stark motorisierten Boote fahren, insofern sie nicht kommerziell genutzt werden. Solche Boote kommen allerdings in ihrem Wohnort Tübingen-Hirschau, zwar immerhin am Neckar gelegen, eher selten vor.

Nun möchte Georgios das Boot von Nikos kaufen, aber das macht ja mehr Sinn, sich das mit jemand zu teilen. Da denkt er an uns und wir überlegen nicht so sehr lange grundsätzlich, auch wenn wir uns die Reihenfolge mit Resortbau und Bootskauf eigentlich mal anders herum gedacht hatten. Und Johanna hat ja auch den passenden Führerschein und will mal Boot fahren.

Also sehen Georgios und wir uns das Boot gemeinsam an. Es schwimmt allerdings bei der ersten Besichtigung gar nicht, sondern steht auf einem Trailer in Tympaki.

Soweit wir das beurteilen können, sieht das eigentlich gut aus. Und auch Johanna, im Live-Chat zur Besichtigung aus Tübingen dazu geschaltet, findet: Scheint soweit in Ordnung zu sein.

Wir haben also sozusagen eine Interessengemeinschaft Bootskauf gegründet: O Mikros Kosmos, Sivas, und Crete Construction, Tympaki. Das ist schon mal ein Grund zum Feiern.

Wir sind ja nun zwar bootstechnische Laien, aber wir wissen schon: Ein Boot sollte man auch mal im Wasser gesehen haben, bevor man es kauft, den Motor gehört und vielleicht sogar eine Probefahrt gemacht haben. Das Boot wird also in den Hafen nach Kokkinos Pirgos gebracht und Georgios hat einen befreundeten Spezialisten aufgetan, der sich das Boot als Fachmann genauer anschaut.

Voller Spannung sehen wir dabei zu, wie das Boot ins Wasser gelassen wird. Prima: Es schwimmt.

Natürlich unternehmen wir gleich eine Probefahrt, motoren gemächlich aus dem kleinen Hafen und auf das offene Meer hinaus, Madeleine, bislang mit wenig nautischer Erfahrung, ist schon mal ganz begeistert und interessiert sich sogar für die Voraussetzungen, um eine Kapitänninenlaufbahn einzuschlagen. - Wir bekommen hier auf See schon mal Grundsätzlichkeiten der Bootsbedienung erklärt. Unter anderem erfahren wir auch, wie man den Motor abstellt und ihn anstellt. Das erste funktioniert gut, das zweite nicht. Wir dümpeln ohne Motorkraft vor dem Hafen von Kokkinos Pirgos vor uns hin. Weder Nikos, noch der Spezialist, schon gar nicht alle zukünftigen Bootseigentümer, bekommen das Schiff wieder in Schwung.

Schließlich müssen wir uns von einem viel kleineren Boot mit einem viel kleineren Motor sehr langsam wieder in den Hafen zurückschleppen lassen.



Nikos ist die Sache recht peinlich, immerhin kommt Freude auf, als der Motor nach dem ungefähr 188. Versuch doch wieder anspringt. Natürlich versteht sich, dass nun das ganze Schiff erst einmal in eine technische Inspektion sollte, bevor es möglicherweise zu einem Kauf kommen könnte, aber Georgios, unser zukünftiger Miteigentümer, findet, jetzt, wo der Motor wieder läuft, machen wir noch schnell eine zweite Testfahrt. Wir können nicht mitkommen, weil wir zu einem Geburtstagsfest eingeladen sind, wir sehen aber noch, sozusagen im Rückspiegel unsere Autos, wie das Boot ungefähr zehn Meter von der Kaimauer entfernt, augenscheinlich ohne Motorkraft, im stillen Wasser liegt und sich drei Männer bemühen, den Motor wieder in Gang zu bringen…


Spät am Abend erreicht uns dann aber noch ein kleiner Film von einer fürchterlich schnellen Fahrt über das Libysche Meer mit offenbar eben diesem Boot, so schnell, dass uns die Abschleppfahrt beinahe sympathischer erscheint… Aber vielleicht kann „unser“ Boot ja auch mit eigener Kraft auch ganz langsam fahren…


Ein paar Tage später


Nein, das Boot haben wir dann nicht gekauft. Gar nicht einmal wegen des Schadens, der wohl nicht so schwer zu reparieren gewesen wäre. Aber alle Bootsfachleute von Kokkinos Pirgos haben uns abgeraten, berichtet Georgios. Das Boot sei für uns Anfänger einfach zu gefährlich. Zu schnell. Zu sportlich. - Mit diesen Begründungen bin ich nicht wirklich einverstanden, aber letztlich sind wir für uns zu einem entsprechenden Ergebnis gekommen: Das Boot haben wir nicht gekauft.

Wir sehen uns aber mal weiter um.







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