Die Gebäude, die auf unserem Grundstück mal gebaut werden sollen, sind so ausgerichtet, dass möglichst wenig Landschaft „beschädigt“ wird, und schon sowieso soll kein einziger Olivenbaum darunter leiden, dass wir da bauen werden. Nun steht aber ein Olivenbaum doch da, wo eigentlich mal die Frühstücksküche sein soll, ein anderer unmittelbar vor der Tür des Seminarraums, ein dritter stellt sich in der einzig möglichen Einfahrt zu unserem Grundstück zukünftigen Gästen in den Weg. Völlig klar: Bei uns wird kein Olivenbaum gefällt, aber umziehen müssen ein paar Bäume doch, das ist zumutbar. Sie sollen ausgegraben werden und an einen anderen Ort auf unser Grundstück gestellt werden.
Das, so haben wir gelernt, sei eigentlich kein Problem. Wir haben also auf der Landkarte unserer "kleinen Welt" Baumpositionen markiert, und heute ist nun Tag, an dem ein paar unserer Bäume ihren bisherigen Standort verlassen müssen und sich woanders an eine neue Umgebung gewöhnen sollen.
Zwei große Bagger sind an diesen Umzugsaktionen beteiligt. Der eine gräbt schon mal ringsum den ersten Baum die Erde aus, sehr vorsichtig, um keine Äste und Wurzeln zu beschädigen.
Ein anderer Bagger bereitet schon ein neues Erdloch vor, in dem der Baum dann wieder eingepflanzt werden soll. Der Olivenbaum wird mit Ketten und Seilen gesichert, gestützt, und dann, als genug Erde ausgehoben worden ist, vorsichtig angehoben.
Das ist eine ziemliche Geduldsarbeit, die ganze Sache geht sehr langsam, es soll da ja auch nichts kaputt gehen. Der erste Baum hat es nicht so weit, er kann zu seinem neuen Standort geschoben werden und wird dann sanft wieder eingesetzt. Prima das hat geklappt.
Inzwischen sind auch drei Gärtner angekommen, die pflanzen den Baum wieder neu ein, er bekommt auch gleich noch ein bisschen Extranahrung, damit es ihm nach dem Umzugsstress schnell wieder gut geht. Und dann wird auch noch ein Tanklaster bestellt, so dass sich der Baum in seiner neuen Heimat mit viel Wasser gleich willkommen fühlt. Eigentlich geht es ihm so nun viel besser, als den anderen Bäumen ringsum, die so eine tolle Behandlung nicht erhalten haben, aber da wird schon kein Neid aufkommen.
Nicht immer geht das so einfach mit dem „Baumschieben“, manchmal muss ein Baum auch hochgehoben werden und durch die Luft bis zu seinem neuen Standort getragen werden.
Das sieht spektakulär aus und ist schon deshalb aufwändiger, weil ja vorher die „Reiseroute“ des Baumes vorbereitet und ein Fahrweg eingerichtet werden muss.
Für alle an diesem Umzug Beteiligten ist das übrigens nichts Erstaunliches, dass wir so großen Wert auf unsere Olivenbäume legen. Das ist hier so üblich. Ein Olivenbaum, so zahlreich er hier nun eben auch vorkommt, ist etwas Besonderes, den schlachtet man nicht einfach. Insofern ist es keine Überraschung, dass hier alle mit Sorgfalt, Geduld und Engagement bei der Sache sind.
Aber das ist doch auch keine alltägliche Sache hier: Viele Fotos werden gemacht, und ich bin auch nicht der einzige, der kleine Filme dreht.
Am Abend sind tatsächlich fünf Olivenbäume umgezogen, allen geht es, soweit man das beurteilen kann, gut, und ein besonders windschiefer Baum mag sich vielleicht darüber freuen, dass er jetzt etwas aufgerichteter, gradliniger als vorher in der Landschaft steht, wer weiß.
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